Aller Abschied ist schwer – der von Kaplan Tobias Prinzhorn Anfang August sogar noch schwerer als sonst. Das lag, neben der Tatsache, dass wir Oberauer Ministranten uns einfach super mit ihm verstanden haben und er total viel für uns getan hat, auch daran, dass wir ihm auf die Reise ein ordentliches Proviantpackerl geschnürt haben. Kein normaler Fresskorb sollte es sein, sondern schon etwas richtig Besonderes. Schließlich hatten wir die Idee: Dosennahrung soll es sein – denn die ist nicht nur haltbar, delikat und fein. Mit ihr kann man in Coronazeiten locker auch mal ein paar Wochen ohne Einkaufen auskommen, vor allem, weil wir dazu gleich noch Toilettenpapier mitgeliefert haben.
Der Haken an dem Plan war das Wetter, kaum aus dem Laden raus, hat der Regen sämtliche Etiketten abgespült (in Wahrheit wurden in Ermangelung von echtem Regen zum richtigen Zeitpunkt alle Etiketten fachmännisch von Hand gelöst). Die Etiketten haben wir zwar „gefunden“, aber welches der rund 30 Etiketten gehört an welche Dose? Naja, zumindest wird unser ehemaliger Kaplan in nächster Zeit beim Essen machen oft an uns denken, wenn er zum Schweinebraten eine leckere Portion Aprikosen im eigenen Saft genießen darf, Schinkenwurst statt Pilzen auf sein Omelett gibt oder auf dem Kuchenboden eine deftige Ladung Sauerkraut auslegt. Zudem kann er sein neues Zimmer mit einer stylischen Wäscheleine voller Dosenetiketten verschönern, wenn das mal nichts ist…
Sobald es die Umstände zulassen, wollen wir ihn besuchen – hoffentlich sind bis dahin alle Dosen schon verbraucht…
Von unserem Abenteuer mit der Geschenksuche haben wir dann in einem Gedicht im Abschiedsgottesdienst am 2. August erzählt. Unter all den Dosen ist dann am Ende eine ganz besondere dazwischen gerutscht, aus welcher eine limitierte Sonderedition des Ministranten-Merchandising herauskam – eine T-Shirt-Urkunde, unterzeichnet von allen Ministranten, die Herrn Prinzhorn für vierjähriges Bestehen als Kaplan in Oberau ehrt.
Wir sagen nochmal vielen Dank für vier tolle Jahre und bis bald!
Gedicht
Lieber Tobias,
Wir haben viel darüber nachgedacht,
wie man dir wohl eine Freude macht.
Was für die neue Wohnung wäre toll,
doch im Umzugswagen ist es eh schon zu voll.
Für eine Romreise, oh wie wahr,
ist es nicht der beste Zeitpunkt dieses Jahr.
Ein Ferrari war zu teuer,
der frisst dich auf, schon durch die Steuer.
Aber vielleicht ein schönes BMW Coupe,
doch du sagst sicher nicht zu deinem MINI „Ade!“.
Ein Gutschein für einen neuen Priesterrock,
da bekämst du nur einen Schock!
Bungeejumping, Tandemspringen,
nein, wir konnten dich ja nicht mal in die Überkopf-Achterbahn bringen.
Zum Baden nach Rio oder Bali fliegen,
wirst du sicher vom Pfarrgemeinde kriegen.
Eine Karte fürs Konzert bringt bei dir keine Jubelrufe hervor,
du erhältst den höchsten Musikgenuss ja von unserem Kirchenchor.
Ob du eine Fahrt auf die Zugspitze magst?
Nein, weil du da schon am Glockenweihtag warst.
Du siehst, wir haben nachgedacht,
was dir die meiste Freude macht.
Eines hätten wir fast vergessen,
was richtig Leckeres zum Essen.
Kein Spezi für den Durst,
vom Metzger keine Wurst.
Kein frisches Ettaler Klosterbier,
und auch erst recht kein halber Stier.
Es muss auf jeden Fall praktisch sein,
damit es passt in deinen stressigen Pfarralltag rein.
Die leeren Supermarktregale haben unsere Gedanken angestoßen,
für dich sollen es werden lauter Dosen.
Dazu noch etwas Toilettenpapier,
das haben wir jetzt in Paletten hier.
Die gute alte Dose bringt alles ins Lot,
wenn wieder mal herrscht Corona Hamsternot.
Also Büchsennahrung soll es sein,
aber haltbar, delikat und fein.
Darum sind wir losgelaufen,
viele Dosen einzukaufen.
Dünne, lange, breite, schmale,
leergefegt sind die Regale.
Jede Büchs‘, ob groß, ob klein,
alles in den Wagen rein.
Am Heimweg kommt‘s wie‘s kommen muss,
es regnet wie aus einem Guss.
Der Wagen war nicht abgedeckt
und nun sind die Etiketten weg.
Da half kein Schimpfen und kein Fluchen,
jetzt hieß es Etiketten suchen.
Das Einsammeln fingen wir sofort an,
bloß an welche Büchs‘ gehört was ran?
Mango, Pfirsich, Ananas,
Fruchtcocktail und sonst noch was,
Mandarinen, was für Süße,
von Bonduell, das Gemüse,
Thunfisch, Wurst und Birne weich,
doch alle Dosen sind so gleich.
Tomaten, Mais und Kidneybohnen
in irgendwelchen Büchsen wohnen.
Leberknödel-, Linsen- und Gulaschsuppe,
erweitern deine Büchsengruppe.
Pizzasauce für den Pizzabäcker,
Ravioli sind auch mal ganz lecker.
In einer Dose ohne Ecken,
ganz sicher auch noch Pilze stecken.
Linsen, Erbsen, Sauerkraut,
beim Öffnen dir ins Auge schaut.
Und machst du einen Schweinebraten,
musst du das Blaukraut dir erraten.
Weil Schinkenwurst passt schlecht dazu,
die falsche Büchs‘ ist auf im Nu.
Doch eigentlich hast du noch Glück,
von Allem gibt es nur ein Stück.
Die Etiketten haben wir alle gefunden
und gebügelt an die Leine gebunden.
Gutes Gelingen wünscht dir fürwahr,
deine Oberauer Ministrantenschar.
Und hast du anfangs keinen Erfolg,
zum Schluss ist ganz sicher das Glück dir hold.
Und findest du nicht was du gedacht,
ist Einfallsreichtum angebracht.
Das Leichteste, das ist kein Witz,
das ist die allerletzte Büchs‘.
Sie zu erraten ist nicht schwer,
es gibt ja keine Etiketten mehr.
Und bist du einmal nicht gut drauf,
dann mach dir doch ne Dose auf.
Und die Moral von der Geschicht:
Nasse Bapper halten nicht!
Aber schau, was kommt denn da noch raus,
das sieht ja gar nicht übel aus.
Diese Dose haben wir selber befüllt,
dazu das Innere nur gut zusammengeknüllt.
Wir wollten dir gerne was Besonderes schenken,
etwas, durch das du immer wirst an uns denken.
Denn der Inhalt dieser Dos,
ist einzigartig und famos.
Und wenn wir dich bald mal spontan besuchen,
brauchst du für uns auch keinen Kuchen.
Denn du darfst nicht vergessen,
du hast ja jetzt dein Dosenessen.
Das Gute daran, ist das Gute darin.
Wer‘s noch nicht weiß, seit Corona ist Dosenessen „in“!
Deine Oberauer Ministranten mit Frau Wackerle
